Was du wissen solltest Betreutes Wohnen

Es gibt im Rahmen des Betreuten Wohnens verschiedene Angebote, die sich an Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebensumständen richten. Die Hauptzielgruppen für Betreutes Wohnen sind ältere Menschen, Menschen mit leichtem Pflegebedarf, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit psychischen Krankheiten. Wie du das passende Angebot für dich finden und was du beim Betreuten Wohnen beachten musst, erfährst du hier.

von N. Haussmann
11.11.2024
5 Min Lesezeit

Betreutes Wohnen Das Wichtigste in Kürze

  • Betreutes Wohnen bietet vielfältige Angebote für ältere Menschen, Personen mit leichtem Pflegebedarf, Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen.

  • Es zielt auf selbstständige Lebensführung mit unterstützenden Dienstleistungen ab, während Service Wohnen zusätzliche Annehmlichkeiten und Gemeinschaftsleben bietet.

  • Unterschiede zu Pflegeheimen betreffen Selbständigkeit, Umgebung, Pflegebedarf und Kostenübernahme.

  • Die Kosten für Betreutes Wohnen variieren und können ggf. staatlich bezuschusst werden.

Was ist Betreutes Wohnen oder Service Wohnen?

Betreutes Wohnen und Service Wohnen sind Begriffe, die in der Praxis nicht einheitlich definiert sind, da sie rechtlich nicht geschützt sind. Deswegen kann die Ausgestaltung dieser Wohnformen je nach Anbieter variieren. Allerdings gibt es allgemeine Merkmale, die für beide Konzepte gelten.

Betreutes Wohnen

Dieses Konzept konzentriert sich darauf, den Bewohnern eine weitgehend selbstständige Lebensführung zu ermöglichen. Es bietet jedoch unterstützende Dienstleistungen an, die je nach Bedarf variieren können. Typische Angebote sind hauswirtschaftliche Hilfe, soziale Aktivitäten und in einigen Fällen auch medizinische Betreuung.

Service Wohnen

Im Gegensatz dazu beinhaltet das Service Wohnen oft zusätzliche Annehmlichkeiten und Dienstleistungen. Hier steht neben der Grundversorgung auch die Schaffung eines gemeinschaftlichen Umfelds im Fokus. Bewohner können von organisierten Mahlzeiten über Freizeitaktivitäten bis hin zu weiteren Komfortleistungen profitieren.

Gerade weil es keine verbindlichen Standards gibt, die festlegen, welche Leistungen und Services unter die jeweiligen Bezeichnungen fallen müssen, gibt es eine große Vielfalt an Angeboten. Wenn du dich also für Betreutes Wohnen oder Service Wohnen interessierst, solltest du dir also die Zeit nehmen, verschiedene Anbieter zu kontaktieren und dich über ihre Leistungen zu informieren, bevor du eine Entscheidung triffst.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Betreutem Wohnen und einem Pflegeheim?

Kriterium

Betreutes Wohnen

Pflegeheim

Grad der Selbständigkeit

Im Betreuten Wohnen leben die Bewohner in eigenen Wohnungen oder Appartements und erhalten unterstützende Dienstleistungen nach Bedarf. Ziel ist es, die Selbständigkeit zu erhalten, weshalb der Pflegebedarf in der Regel geringer ist.

Pflegeheime sind auf intensivere Betreuung und Pflege ausgerichtet. Hier leben Menschen, die umfassendere Hilfe bei alltäglichen Aktivitäten benötigen, was eine höhere Pflegebedürftigkeit impliziert.

Umgebung und Gemeinschaft

Betreutes Wohnen bietet eine individuelle und wohnliche Umgebung. Die Bewohner haben ihre eigenen Wohnungen und können gemeinschaftliche Einrichtungen für sozialen Austausch nutzen.

Pflegeheime bieten eine institutionalisierte Umgebung, die speziell auf die Bedürfnisse von pflegebedürftigen Menschen ausgerichtet ist. Gemeinschaftsbereiche sind vorhanden, jedoch ist der individuelle Raum begrenzter im Vergleich zum Betreuten Wohnen.

Grad der Pflegebedürftigkeit

Betreutes Wohnen richtet sich an Menschen mit geringerem Pflegebedarf. Hier stehen bedarfsorientierte Dienstleistungen im Vordergrund, um die Selbständigkeit zu fördern. Mittlerweile gibt es aber auch Angebote für Menschen mit höherem Pflegebedarf.

Pflegeheime sind darauf ausgerichtet, Menschen mit höherem Pflegebedarf aufzunehmen. Hier werden umfassendere Pflegeleistungen angeboten und das Personal ist auf die Versorgung von Menschen mit unterschiedlichen Gesundheitszuständen spezialisiert.

Kosten

Im Betreuten Wohnen tragen die Bewohner in der Regel selbst die Kosten. Es gibt jedoch verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, einschließlich staatlicher Unterstützung oder Zuschüssen.

Die Kosten für ein Pflegeheim werden oft durch die Pflegeversicherung, Sozialhilfe oder private Mittel finanziert. Die genaue Kostenübername hängt von der individuellen finanziellen Situation und dem Pflegegrad ab.

Wer hat Anspruch auf Betreutes Wohnen?

Betreutes Wohnen richtet sich vor allem an ältere Menschen oder Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, die dennoch eigenständig leben möchten. In der Regel werden von dem Angebot des Betreuten Wohnens also Menschen angesprochen, die nicht die umfassende Pflege eines Pflegeheims benötigen, aber dennoch auf gewisse Hilfeleistungen angewiesen sind.

Wenn eine Einrichtung entsprechend ausgestattet ist, können jedoch auch Menschen mit höheren Pflegegraden im Betreuten Wohnen unterkommen.

Welche Leistungen sind kennzeichnend für Betreutes Wohnen?

Die Leistungen im Betreuten Wohnen sind von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich und werden meist individuell an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst.

Typische Angebote umfassen meist sowohl Grundleistungen als auch Wahlleistungen:

  • Hauswirtschaftliche Unterstützung

  • Barrierefreiheit

  • Öffentliche Verkehrsmittel in der Nähe

  • Angebote zur Freizeitgestaltung

  • Mahlzeitenservice

  • Notrufsysteme

  • Soziale Aktivitäten

  • Medizinische Betreuung

  • Wäscheservice

  • Begleitdienste

  • Reinigungsservice

  • Einkaufsservice

  • Usw.

Wie hoch sind die Kosten für Betreutes Wohnen?

Die Kosten für betreutes Wohnen hängen maßgeblich davon ab, ob du dich für den Kauf oder die Miete einer entsprechenden Wohnung entscheidest. Üblicherweise liegen sowohl die Kauf- als auch die Mietpreise etwa 10 Prozent höher im Vergleich zu Wohnungen ohne Betreuung in ähnlichen Lagen. Diese höheren Kosten sind der barrierefreien Ausstattung und der steigenden Nachfrage nach solchen Wohnformen geschuldet.

Neben den reinen Wohn- oder Investitionskosten fallen beim Betreuten Wohnen weitere Kosten an:

  • Abschlagszahlung für die Grundleistungen (Betreuungspauschale)

  • Kosten für individuell wählbare Zusatzleistungen

Können die Kosten für Betreutes Wohnen übernommen werden?

Mit einem Wohnberechtigungsschein bzw. Paragraph-5-Schein ist es auch Menschen mit geringen finanziellen Mitteln möglich, Angebote des Betreuten Wohnens zu nutzen.

Worauf muss ich bei Verträgen für Betreutes Wohnen achten?

Bei Verträgen für Betreutes Wohnen solltest du immer vor der Vertragsunterzeichnung die genauen Konditionen und Leistungen prüfen.

Achte dabei vor allem auf folgende Punkte:

Leistungsumfang

Kläre, welche konkreten Dienstleistungen im Vertrag enthalten sind und ob sie den individuellen Bedürfnissen entsprechen.

Kostenstruktur

Prüfe die Kostenstruktur und kläre, welche Leistungen in den Grundkosten enthalten sind und welche zusätzlichen Kosten entstehen könnten.

Kündigungsfristen

Informiere dich über die Kündigungsfristen, falls eine Veränderung der Lebenssituation eintritt.

Preisanpassungen

Achte darauf, ob und unter welchen Bedingungen es zu Preisanpassungen kommen kann, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Transparenz

Ein transparenter und verständlicher Vertrag schafft Klarheit und verhindert mögliche Missverständnisse. Bei Unsicherheiten solltest du professionelle Beratung in Anspruch nehmen. Ein Anwalt für Vertragsrecht kann dir dabei jederzeit behilflich sein.

Welche Vorteile und Nachteile bestehen für Betreutes Wohnen?

Vorteile des Betreuten Wohnens

  •  Bewohner können in ihren eigenen Wohnungen selbstbestimmt leben und erhalten dennoch bedarfsorientierte Unterstützung.

  • Betreutes Wohnen fördert soziale Kontakte und bietet oft Gemeinschaftsräume sowie organisierte Aktivitäten.

  • Die Möglichkeit, individuelle Serviceleistungen nach Bedarf in Anspruch zu nehmen, macht Betreutes Wohnen flexibel und anpassbar.

  • Die Wohnungen sind oft barrierefrei gestaltet, was den Alltag für Menschen mit eingeschränkter Mobilität erleichtert.

Nachteile des Betreuten Wohnens

  •  Die Kosten für Betreutes Wohnen können vergleichsweise hoch sein.

  • Personen mit einem höheren Pflegebedarf müssen möglicherweise auf Pflegeheime ausweichen, da die Betreuung im Betreuten Wohnen begrenzt ist.

  • Bewohner sind auf die Qualität der angebotenen Dienstleistungen angewiesen, wobei eine Abhängigkeit von bestimmten Anbietern entstehen kann.

Welche Sonderformen von Betreutem Wohnen gibt es?

Das Konzept des Betreuten Wohnens hat sich weiterentwickelt und bietet heute diverse Sonderformen, um den vielfältigen Bedürfnissen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden.

Betreutes Wohnen ab 60

Diese Form richtet sich speziell an ältere Menschen, die das 60. Lebensjahr überschritten haben. Das Angebot ist darauf ausgerichtet, den individuellen Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden und ihnen ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen. Es umfasst oft altersgerechte Wohnungen und spezielle Betreuungsleistungen.

Betreutes Wohnen für Jugendliche

Jugendliche, die aufgrund besonderer Umstände Unterstützung im Übergang zum eigenständigen Leben benötigen, finden im Betreuten Wohnen für Jugendliche eine Anlaufstelle.

Betreutes Wohnen für psychisch Kranke

Diese Form des Betreuten Wohnens ist darauf ausgerichtet, Menschen mit psychischen Erkrankungen ein stabiles und unterstützendes Umfeld zu bieten. Die Wohnungen sind oft so gestaltet, dass sie den speziellen Bedürfnissen psychisch kranker Menschen gerecht werden.

Ambulant Betreutes Wohnen

Im ambulant Betreuten Wohnen bleiben die Bewohner in ihrer eigenen Wohnung und erhalten bedarfsgerechte Unterstützung durch mobile Dienste. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität, da die Betreuung individuell an die Bedürfnisse angepasst werden kann. Es ist eine ideale Option für Menschen, die ihre Selbstständigkeit bewahren möchten, aber in gewissem Umfang auf Unterstützung angewiesen sind.

So hilft dir ein KLUGO Partner-Anwalt weiter

Wer sich für Betreutes Wohnen interessiert, hat meist einige rechtliche Fragen – sei es zu den Kündigungsoptionen, rechtlichen Rahmenbedingungen für Preiserhöhungen und die richtige Vorgehensweise, wenn vertraglich vereinbarte Leistungen nicht oder nur unzureichend erbracht werden.

Dir geht es ähnlich? Dann kontaktiere uns jetzt und vereinbare einen Termin für ein unverbindliches Erstgespräch mit einem unserer KLUGO Partner-Anwälte und Rechtsexperten für Vertragsrecht.

Über unsere AutorenNina Haussmann

Nina Haussmann ist seit 2016 freiberufliche Texterin, Ghostwriterin und Lektorin. Mit einem Bachelor-Abschluss in Germanistik und Politikwissenschaften und einem Master-Abschluss in Deutscher Literatur hat sie nicht nur ein fundiertes Wissen über die Feinheiten der deutschen Sprache, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten. Hauptsächlich schreibt sie Texte im juristischen Bereich, vorwiegend zum Thema Erbrecht, und Ratgebercontent. So unterstützt sie auch die KLUGO-Redaktion seit Anfang 2020 regelmäßig mit Blog- und Contentbeiträgen.

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