Definition & Vorgehen Sextortion: Was kannst du gegen sexuelle Erpressung tun?

Sextortion ist eine Form der sexuellen Erpressung, die im digitalen Zeitalter immer häufiger auftritt. Viele Opfer von Sextortion fühlen sich hilflos und verängstigt und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Die gute Nachricht ist: Es gibt Wege, sich zu schützen und Hilfe zu bekommen. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über Sextortion und wie du dich davor schützen und im Ernstfall reagieren kannst.

von N. Haussmann
11.11.2024
3 Min Lesezeit

Sextortion Das Wichtigste in Kürze

  • Sextortion ist sexuelle Erpressung mit Drohungen, intimes Material zu veröffentlichen.

  • Täter nutzen Methoden wie gefälschte Profile und Hacking, um an kompromittierendes Material zu gelangen.

  • Schütze dich, indem du vorsichtig mit intimen Aufnahmen umgehst und starke Passwörter verwendest.

  • Du solltest Sextortion immer bei der Polizei anzeigen.

  • Sextortion fällt unter verschiedene Straftatbestände, wie z. B. Erpressung (§ 253 StGB) und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs (§ 201a StGB).

Definition Was ist Sextortion?

Sextortion ist eine Kombination aus den Wörtern Sex und Extortion (Erpressung). Es beschreibt eine Form der Erpressung, bei der Täter drohen, intimes Bildmaterial oder Videos des Opfers zu veröffentlichen, wenn bestimmte Forderungen nicht erfüllt werden. Oft verlangen die Erpresser Geld, weitere intime Aufnahmen oder sexuelle Gefälligkeiten.

Wie gehen die Täter vor?

Die Täter nutzen verschiedene Methoden, um an kompromittierendes Material zu gelangen oder ihre Opfer zu täuschen:

  • Social-Media-Kontakte: Viele Täter erstellen gefälschte Profile in sozialen Netzwerken, oft mit Bildern attraktiver Personen. Sie bauen dann über Wochen oder Monate eine vertrauensvolle Beziehung zum Sextortion-Opfer auf. Schließlich locken sie das Opfer in erotische Chats oder Videogespräche. Während des Videochats zeichnen sie den Bildschirm auf oder machen Screenshots.

  • Hacking: Manche Täter behaupten, den Computer des Opfers gehackt zu haben. Sie geben vor, über die Webcam kompromittierende Aufnahmen gemacht zu haben. Oft ist dies nur ein Bluff, aber die Drohung allein kann sehr einschüchternd wirken. In einigen Fällen nutzen die Täter tatsächlich Malware, um Zugriff auf Kameras oder gespeicherte Dateien zu erhalten.

  • Datenleaks: Kriminelle nutzen gestohlene persönliche Daten aus Datenlecks großer Unternehmen. Mit diesen Informationen machen sie ihre Drohungen glaubwürdiger. Sie können zum Beispiel ein altes Passwort des Sextortion-Opfers nennen, um ihre angeblichen Hackerfähigkeiten zu beweisen.

  • Phishing: Täter versenden E-Mails oder Nachrichten, die wie offizielle Mitteilungen aussehen. Sie locken Opfer auf gefälschte Websites, wo sie sensible Daten eingeben sollen. Mit diesen Daten können sie dann Erpressungsversuche starten oder Accounts übernehmen.

  • Romantische Beziehungen: Einige Täter gehen noch weiter und bauen über längere Zeit eine scheinbar echte romantische Beziehung auf. Sie gewinnen so das volle Vertrauen des Opfers, bevor sie mit der Erpressung beginnen.

  • Ausnutzung von Dating-Apps: Täter nutzen populäre Dating-Apps, um potenzielle Opfer zu finden. Sie drängen oft schnell auf einen Austausch intimer Bilder oder Videos und senden auch selbst intime Bilder (die aber meist nicht von ihnen selbst stammen).

  • Manipulation von Jugendlichen: Besonders perfide ist das gezielte Ansprechen von Minderjährigen. Täter geben sich oft als Gleichaltrige aus und nutzen die Unerfahrenheit der Jugendlichen aus, um sie dann zu erpressen.

Die meisten Täter passen ihre Methoden ständig an und kombinieren oft mehrere Vorgehensweisen. Oft sind sie Teil organisierter krimineller Netzwerke und operieren international, was die Strafverfolgung erschwert. Wenn du dir der vielfältigen Taktiken der Täter bewusst bist, ist das schon mal ein guter Anfang, dich effektiv vor Sextortion zu schützen.

Wie sehen die Mails aus, die Sextortion-Opfer bekommen?

Typische Sextortion-Mails sind oft ähnlich aufgebaut. Solltest du eine Mail bekommen, die eine oder mehrere der folgenden Elemente enthält, solltest du hellhörig werden:

  • Behauptung, der Computer sei gehackt worden

  • Drohung, peinliche Videos zu veröffentlichen

  • Forderung nach Zahlung in Kryptowährungen

  • Verwendung eines Passworts des Opfers als Beweis

Eine Sextortion-Mail könnte beispielsweise folgenden Betreff haben: „Alarm: ich habe dich gehackt!“ E-Mail: „Ich habe dich beim Besuch pornografischer Websites gefilmt. Zahle 500 Euro in Bitcoin, oder ich sende das Video an alle deine Kontakte.“

Sextortion: Werden die Bilder wirklich veröffentlicht?

Die Frage „Sextortion: Werden Bilder wirklich veröffentlicht?“ lässt sich nicht pauschal beantworten. In vielen Fällen bleibt es bei leeren Drohungen, da die Täter oft gar kein kompromittierendes Material besitzen.

Allerdings gibt es auch Fälle, in denen Erpresser ihre Drohungen wahr machen. Wenn du eine Sextortion-Mail bekommst, solltest du sie also auf jeden Fall ernst nehmen und dir Hilfe suchen. Ein erfahrener Anwalt für Strafrecht kann dir im Rahmen einer Beratung helfen, angemessen zu reagieren und dich zu schützen.

Vorsichtsmaßnahmen treffen Wie kann ich verhindern, dass ich mit Bildmaterial erpresst werde?

Um dich vor einer Erpressung mit Bildmaterial zu schützen und zu wissen, was du tun kannst, wenn du in eine solche Situation gerätst, ist es wichtig, einige grundlegende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen:

  • Du solltest generell äußerst vorsichtig mit intimen Aufnahmen umgehen, besonders in Online-Beziehungen, da diese leicht missbraucht werden können.

  • Sichere außerdem all deine Accounts mit starken Passwörtern, um unbefugten Zugriff zu erschweren.

  • Aktiviere die Zwei-Faktor-Authentifizierung, wo immer möglich, denn sie bietet eine zusätzliche Sicherheitsebene.

  • Halte deine Software und Betriebssysteme stets aktuell, um potenzielle Sicherheitslücken zu schließen.

  • Bleibe gegenüber unbekannten Kontakten in sozialen Medien misstrauisch.

Solltest du dennoch Sextortion-Opfer einer Erpressung mit Bildmaterial werden, ist es wichtig, ruhig zu bleiben, keine Zahlungen zu leisten und dich umgehend an die Polizei oder eine Beratungsstelle zu wenden.

Vorgehen gegen Sextortion Was kann ich tun, wenn jemand versucht, mich mit Sexbildern zu erpressen?

Wenn du Opfer von Sextortion wirst, befolge unbedingt diese Schritte:

  1. Bleib ruhig: Panik führt oft zu übereilten Entscheidungen.

  2. Zahle nicht: Eine Zahlung garantiert nicht, dass die Erpressung endet.

  3. Brich den Kontakt ab: Blockiere den Erpresser auf allen Kanälen.

  4. Sichere Beweise: Mache Screenshots von Nachrichten und Drohungen.

  5. Melde den Vorfall: Informiere die Plattform, auf der du kontaktiert wurdest.

  6. Erstatte Anzeige: Melde den Fall der Polizei. Du kannst eine Internet-Erpressung bei der Polizei melden, auch online.

  7. Suche Unterstützung: Sprich mit vertrauenswürdigen Personen oder suche professionelle Hilfe.

Falls du rechtliche Fragen hast, kannst du jederzeit eine erste Einschätzung durch einen Rechtsexperten in der Erstberatung erhalten.

Sextortion StGB Unter welchen Straftatbestand fällt Sextortion?

Sextortion fällt im deutschen Recht unter den Straftatbestand der Erpressung, insbesondere wenn der Täter Geld von dem Opfer verlangt. Diese Form der Erpressung wird nach § 253 StGB geahndet. Wenn der Täter sexuelle Handlungen als Gegenleistung anstrebt, kann dies als sexuelle Nötigung nach § 177 StGB gelten.

Darüber hinaus kann das Verbreiten intimer Bilder ohne Zustimmung der betroffenen Person unter § 201a StGB, das den höchstpersönlichen Lebensbereich durch Bildaufnahmen schützt, fallen. Je nach den Umständen des Falls können auch andere Straftatbestände wie das Ausspähen von Daten (§ 202a StGB) oder die Verbreitung pornografischer Schriften (§ 184 StGB) im Zusammenhang mit Sextortion relevant werden.

Über unsere AutorenNina Haussmann

Nina Haussmann ist seit 2016 freiberufliche Texterin, Ghostwriterin und Lektorin. Mit einem Bachelor-Abschluss in Germanistik und Politikwissenschaften und einem Master-Abschluss in Deutscher Literatur hat sie nicht nur ein fundiertes Wissen über die Feinheiten der deutschen Sprache, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten. Hauptsächlich schreibt sie Texte im juristischen Bereich, vorwiegend zum Thema Erbrecht, und Ratgebercontent. So unterstützt sie auch die KLUGO-Redaktion seit Anfang 2020 regelmäßig mit Blog- und Contentbeiträgen.

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