Was du gegen eine Stromsperre tun kannst Stromsperre: Wann Energieversorger den Strom abstellen dürfen

Ein Grundrecht auf Energieversorgung gibt es in Deutschland nicht. Wenn du deine Rechnungen nicht bezahlst, musst du also mit einer Stromsperre rechnen, was weitreichende Einschränkungen für dein alltägliches Leben bedeutet. Erfahre hier, welchen rechtlichen Grundlagen es für Stromsperren gibt, in welchen Fällen der Strom nicht abgestellt werden darf und wie du eine drohende Stromsperre verhindern kannst.

In der Strom-Grundversorgungsordnung (StromGVV) finden sich alle Regelungen, die die Bedingungen für die Grundversorgung von Haushalten mit Elektrizität betreffen. In § 19 StromGVV sind alle Bestimmungen aufgelistet, die eine Unterbrechung der Stromversorgung betreffen.

Wann eine Stromsperre erlaubt ist und wann nicht, ist häufig nicht auf den ersten Blick ersichtlich. In bestimmten Fällen müssen die Energieversorger Ausnahmefälle beachten, und zwar auch dann, wenn du eine Rechnung nicht bezahlt hast.

Damit der Strom abgestellt werden darf, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Außerdem muss sich der jeweilige Energieversorger an einem festgelegten Ablauf orientieren.

Der Strom darf ohne vorherige Ankündigung abgestellt werden, wenn:

• du die Messeinrichtung umgehst.

• du die Messeinrichtung manipulierst.

Bei unbezahlten Rechnungen gelten andere Regelungen.

Hier ist eine Stromsperre nur dann rechtens, wenn:

• dir dein Energieversorger die Stromsperre vier Wochen vorher ankündigt. Diese Ankündigung kann zeitgleich mit der Mahnung erfolgen.

• dich dein Energieversorger drei Tage vor der Stromsperre erneut darüber informiert, dass der Strom abgestellt wird.

Eine unbezahlte Stromrechnung führt jedoch nicht automatisch dazu, dass der Strom abgestellt wird.

Folgende Ausnahmeregelungen müssen beachtet werden:

• Eine Stromsperre darf erst erfolgen, wenn ein Zahlungsrückstand von mindestens 100 Euro besteht.

• Hast du bereits Anzahlungen geleistet, müssen diese berücksichtigt werden.

• Der Strom darf nicht abgestellt werden, wenn du die Aussicht auf zeitnahe Zahlung deiner Verbindlichkeiten in Aussicht stellst und glaubhaft versichern kannst.

• Liegt ein Härtefall vor, darf ein Energieversorger eine Stromsperre ebenfalls nicht durchsetzen. Ein Härtefall liegt beispielsweise vor, wenn du Kinder oder Pflegebedürftige versorgen musst oder die Stromsperre gesundheitliche Schäden bei Menschen oder Tieren hervorrufen könnte.

Energieversorger haben verschiedene Möglichkeiten, eine Stromsperre zu vollziehen. Am einfachsten lässt sich die Stromversorgung bei intelligenten Stromzählern per Fernabschaltung unterbrechen. Andere Stromzähler müssen entweder ausgebaut oder die Hauptsicherung entfernt werden. Dem geschickten Monteur den Zutritt zum Stromzähler zu verweigern, ist allerdings keine gute Idee: Oftmals kann die Stromversorgung auch über den Verteiler außerhalb deiner Wohnung unterbrochen werden. Die hier entstehenden Mehrkosten werden dir in Rechnung gestellt.

Wurde der Strom letztlich abgestellt, musst du deine offenen Rechnungen begleichen. Meist ist dies über eine Ratenzahlung oder einen höheren Abschlag möglich. In jedem Fall solltest du zeitnah Kontakt zu deinem Energieversorger aufnehmen, um die Situation für alle zufriedenstellend zu lösen. Bist du Empfänger von Sozialleistungen, kannst du Stromschulden außerdem häufig über ein Darlehen vom Jobcenter begleichen.