STAND 09.03.2024 | LESEZEIT 5 MIN
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer und die Deutsche Bahn verhandeln seit November letzten Jahres über Tariferhöhungen und die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden. Im Rahmen der Verhandlungen kam es bereits mehrfach zu Streiks. Doch wann sind Streiks überhaupt erlaubt? Und wann ist es Arbeitnehmern in Deutschland nicht erlaubt, zu streiken? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt es hier.
Ein Streik ist eine kollektive Arbeitsniederlegung von Arbeitnehmern, die darauf abzielt, bestimmte Forderungen gegenüber dem Arbeitgeber durchzusetzen. Ein Streik ist also eine Form des Arbeitskampfes, der auf dem Druck der Masse basiert.
Man unterscheidet verschiedene Streikarten:
Bei einem Warnstreik wird die Arbeit vorübergehend niedergelegt. Er soll als Warnung dienen und wird als Druckmittel während Tarifverhandlungen oder Konflikten eingesetzt. Ein Streik hingegen ist eine längerfristige kollektive Arbeitsniederlegung mit dem Ziel, bestimmte Forderungen durchzusetzen. Streiks können ohne vorherige Warnungen stattfinden.
In Deutschland ist das Streikrecht durch Art. 9 Abs. 3 GG gesichert. Dieser Artikel schützt das Recht auf Vereinigungsfreiheit und das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Arbeitskampfmaßnahmen zu ergreifen. Auch das Betriebsverfassungsgesetz und das Tarifvertragsgesetz enthalten Bestimmungen zum Streikrecht.
Da das Streikrecht im Grundgesetz festgeschrieben ist, ist es ein verfassungsmäßig geschütztes Grundrecht.
Grundsätzlich darf gestreikt werden, wenn es um die Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen geht. Allerdings ist der Arbeitskampf an bestimmte Regeln gebunden.
Üblicherweise läuft ein Streik folgendermaßen ab:
Wenn ein Streik gegen gesetzliche Bestimmungen oder Tarifverträge verstößt, ist er illegal. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die vorgeschriebene Ankündigungsfrist nicht eingehalten wurde, die Mittel des Streiks unverhältnismäßig sind oder gegen gesetzliche Beschränkungen für bestimmte Berufe verstoßen wurde.
Im Gegensatz dazu ist ein Streik in der Regel legal, wenn er gemäß den gesetzlichen Bestimmungen und Tarifverträgen durchgeführt wird.
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Im Allgemeinen haben Arbeitnehmer das Recht zu streiken und müssen beim Streik nicht zur Arbeit gehen, vornehmlich wenn es um die Wahrung und Förderung ihrer Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen geht. Berufsgruppen, die normalerweise das Recht zum Streiken haben, sind insbesondere Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft und Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst.
Für die Teilnahme an einem Streik ist es nicht vorgeschrieben, Mitglied in einer Gewerkschaft zu sein. Allerdings spielen Gewerkschaften eine zentrale Rolle bei der Organisation und Unterstützung von Streiks.
Die Streikrechte von Beamten sind aufgrund ihrer besonderen rechtlichen und beruflichen Position eingeschränkt. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat 2023 beispielsweise ein Streikverbot für Beamte in Deutschland bestätigt.
Arbeitnehmer haben das Recht, ihre Arbeitspflichten zu erfüllen, selbst wenn ihre Kollegen streiken. Häufig erschweren jedoch Arbeitskampfmaßnahmen der Gewerkschaft die Möglichkeit zu arbeiten oder führen dazu, dass Arbeitnehmer, die während eines Streiks arbeiten, als Streikbrecher betrachtet werden.
Die Dauer eines Streiks ist nicht fest vorgeschrieben und kann daher unterschiedlich sein. Ein Streik kann Tage, Wochen oder sogar länger dauern – das hängt maßgeblich davon ab, wie die Verhandlungen zwischen den streitenden Parteien ablaufen. Außerdem kann die Akzeptanz in der Öffentlichkeit Einfluss darauf haben, wie lange ein Streik dauert.
Ein Streik sollte in der Regel das Ziel haben, bestimmte Forderungen der Arbeitnehmer durchzusetzen oder Verbesserungen in den Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen zu erreichen.
Mögliche Ziele können sein:
Ein rechtmäßiger Streik erfolgt im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen und Tarifverträge. Arbeitnehmer, die sich an einem rechtmäßigen Streik beteiligen, sind daher durch das Gesetz vor negativen Konsequenzen geschützt und können von ihrem Arbeitgeber keine Abmahnung, Lohnkürzung oder gar Kündigung erhalten.
Ein unrechtmäßiger Streik erfolgt hingegen ohne Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Deswegen müssen Arbeitnehmer, die an einem unrechtmäßigen Streik teilnehmen, rechtliche Konsequenzen und Nachteile wie Kündigungen oder Schadensersatzforderungen befürchten.
In Deutschland ist das Streikrecht ein anerkanntes Grundrecht, weswegen rechtmäßige Streiks nicht willkürlich unterbunden werden können. Ein Arbeitgeber kann nur dann rechtliche Schritte einleiten, wenn ein Streik rechtswidrig ist. In der Regel sind Arbeitgeber angehalten, Verhandlungen mit den streikenden Arbeitnehmern oder ihren Gewerkschaftsvertretern aufzunehmen, um eine Lösung zu finden und den Streik beizulegen.
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